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ZUR GESCHICHTE DES HAUSES

Geschichte des Palais im Stadtpark in Deggendorf

von Sabine Rehm-Deutinger; Fotos von Toni Buchmüller

Das Palais im Stadtpark in Deggendorf wurde 2003 von Ingrid und Dr. Hans-Rainer Buchmüller begründet. Der Gebäudekomplex, der vielen Deggendorfern als „Alte Kaserne“ bekannt ist, beherbergt heute die psychosomatische Klinik Angermühle mit ihrem medizinischen Versorgungszentrum und dem schlafmedizinischen Zentrum sowie – neben verschiedenen weiteren medizinischen und sozialen Einrichtungen – das Geistliche Zentrum Friedenskirche. Im Palais im Stadtpark als einer sozio-kulturellen Mitte werden für Gäste und Patienten auch verschiedenste kulturelle Veranstaltungen angeboten.

Kreisirrenanstalt von Niederbayern (1865 – 1934)

Erbaut wurde die gesamte Anlage als Kreisirrenanstalt von Niederbayern von dem Architekten Leonhard Schmidtner in den Jahren zwischen 1865 und 1869. Die in sich geschlossene Anstaltsanlage wurde symmetrisch geplant und als roter Backsteinbau im historistischen Rundbogenstil errichtet. Die Konzeption der Kreisirrenanstalt folgte den damaligen modernen medizinischen und psychiatrischen Erkenntnissen. Umgeben waren die Gebäude von den mit einer Mauer eingefassten Anstalts- und Gemüsegärten; öffentliche Parkanlagen bestanden – so wie heute – im südlichen Anstaltsgelände. Da die ursprünglich für 250 Personen konzipierten Anstaltsgebäude schon bald überbelegt waren, beschloss man im Jahr 1907, eine Hilfsanstalt in Mainkofen (das heutige Bezirksklinikum) zu errichten, wohin sukzessive bis 1934 alle Patienten verlegt wurden. Daraufhin wurde der Betrieb in der Deggendorfer Kreisirrenanstalt, die sich seit 1901 „Heil- und Pflegeanstalt“ nannte, offiziell eingestellt.

Kaserne (1934 – 1945)

Ab 1934 erfuhr das Areal eine Umnutzung in eine Kaserne. Auf diesem Umstand beruht der heute noch gebräuchliche Name „Alte Kaserne“ für das jetzige Palais im Stadtpark (die „Neue Kaserne“ konnte 1935 an der Ruselstraße bezogen werden). Bereits 1934 wurde das Gebäude von der Wehrmacht genutzt, offizielle Bezeichnung war noch „Reichsunterkunftsamt“. Ab 1935 dienten die Gebäude dann ganz offiziell als Kaserne für das 3. Bataillon des 20. Infanterieregiments, als Heeresfachschule und Vorausabteilung des Reicharbeitsdienstes. Ab 1941 war hier außerdem eine Heeresunteroffiziersvorschule untergebracht, in der Jungschützen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren ausgebildet wurden. Der militärischen Nutzung des Areals hatten die Deggendorfer übrigens ihr erstes städtisches, bis 2002 bestehendes Freibad im Stadtpark zu verdanken: 1936 wurde neben den Gebäuden der Alten Kaserne eine Badeeinrichtung zur sportlichen Ertüchtigung gebaut.

Displaced-Persons-Camp (1945 – 1949)

Mit Ende des Zweiten Weltkriegs diente das Gebäude dann als Flüchtlingslager und „Displaced-Persons-Camp“, in dem infolge des Krieges heimatlos gewordene Menschen, überwiegend überlebende Juden aus dem Lager Theresienstadt, auf der Suche nach einem Aufnahmeland für ihre Auswanderung, aufgenommen wurden. In dem bis zum 15. Juni 1949 bestehenden, nach außen hin abgesperrten „DP Center 7“, das rund 1000 Menschen Unterkunft bot, entwickelte sich ein Lagerleben mit eigener Währung, eigener Lagerzeitung und eigenen Theateraufführungen. Die Verwaltung als DP-Camp in der amerikanischen Zone unterlag ab November 1945 der United Nations Relief and Rehabilitation Administration (UNRRA), ab 1947 der International Refugee Organisation (IRO). Verantwortlicher für das DP-Center 7 in Deggendorf war Captain Carl Atkin.

Wohnanlage „Alte Kaserne“ (1949 – 2003)

Dann wurde der Komplex der „Alten Kaserne“, der im alten Hausnummern-Verzeichnis der Stadt Deggendorf die Hausnummer 477 ½ führte, in eine staatliche Wohnanlage umgewandelt, in der vor allem Flüchtlings- und Vertriebenenfamilien und Angehörige des Bundesgrenzschutzes eine neue Heimstatt fanden. Bei der 1950 erfolgten Neunummerierung der Häuser in Deggendorf wurden dann 30 neue Hausnummern auf das Areal „Am Stadtpark“ verteilt. In den angrenzenden Grünanlagen des Stadtparks entstanden das Freibad sowie eine Tennis- und Minigolf-Anlage. Und noch heute bestehen zahlreiche Wohnungen und Wohngruppen im Palais im Stadtpark, eingebettet in eine soziale Gemeinschaft mit einem Waldorfkindergarten, einer Kinderkrippe und weiteren Einrichtungen.

Friedenskirche

Direkt hinter dem ehemaligen Administrationsgebäude am Stadtparkrondell (Am Stadtpark 1) mit seiner beeindruckenden Hauptfassade liegt ein besonderes kunsthistorisches Kleinod: die Friedenskirche, die ehemalige Anstaltskirche, die in den Jahren 1868 bis 1870 als Backsteinbau errichtet wurde. Es handelt sich um eine Saalkirche mit eingezogenem Chor, deren historistische Architektur spätromanische und frühgotische Architekturelemente aufweist. Das Innere der Friedenskirche ist geprägt von stimmungsvollen historistischen Malereien an Wänden und Gewölben. Die ursprünglich katholische, der Muttergottes Maria geweihte Anstaltskirche wurde zwischen 1950 und 2000 als evangelische Filialkirche der Auferstehungskirche genutzt. Die Friedenskirche ist nach ihrer aufwändigen Restaurierung seit 2012 wieder frei zugänglich; im Oktober 2014 fand die feierliche Altarweihe statt. Sie ist Mittelpunkt des Geistlichen Zentrums Friedenskirche, das dem Katholischen Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland angehört. Geprägt vom christlichen Geist soll die Kirche ökumenisch allen Konfessionen zur Mitnutzung offenstehen.

KONTAKT

Klinik Angermühle GmbH

Am Stadtpark 1 – 39
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